Mädchen haben deutlich seltener Autismus als Jungen. Dies könnte an den Genen oder Hormonen liegen – zum Teil aber auch an unserem Diagnose-System.
Süsse Mitschüler, Make-up, romantische Filme: Für Mädchen mit Autismus sind das keine Themen mit hoher Priorität. Freundschaften machen einigen Angst. Kinofilme oder gesellige Abende überfordern sie. Zu laut, zu viele Menschen, zu wenig berechenbar. Auf Gleichaltrige wirkt das seltsam. Bis Eltern, Lehrer oder Kinderärzte hinter den Eigenarten eine autistische Störung vermuten, können viele Jahre vergehen.
Probleme zeigen sich im sozialen Umgang
Von 1000 Kindern leiden etwa 6 – 7 an einer autistischen Störung, Jungen 4 Mal häufiger als Mädchen. Die Kinder haben starke Probleme im sozialen Umgang. Sie vermeiden Blick/Körperkontakt, können sich nicht gut in ihren Gegenüber einfühlen und entsprechend reagieren, spielen nicht mit anderen Kindern. Viele wiederholen bestimmte Bewegungen immer wieder. Einige lernen das Sprechen nur schwer. Andere haben spezielle Interessen wie Bahnfahrpläne, Fahrzeuge oder bei Mädchen Fantasiefiguren, denen sie mit viel Einsatz nachgehen.
Extrem männliches Gehirn
Autismus scheint auch im Zusammenhang mit dem Sexualhormon Testosteron zu stehen, berichten die Forscher. Die Betroffenen haben demnach ein extrem maskulines Gehirn. Vermittelt durch einen erhöhten Testosteronpegel fällt es ihnen schwer, sich in andere einzufühlen und entsprechend zu reagieren – was Frauen im Durchschnitt eher liegt. Dafür handeln sie verstärkt nach Schemata und Regeln und verstehen diese ohne Aufwand – was Männern meist leichter fällt. Laut Studien wiesen Kinder, die als Föten einen erhöhten Testosteronlevel hatten, später viel mehr autistische Eigenschaften auf.
Weibliche Form von Autismus
„Die Behinderung wird bei Mädchen oft nicht erkannt, weil diese ihre Probleme gut tarnen können“, sagt Christine Preißmann. Die Medizinerin ist selbst betroffen und hat das Buch „Überraschend anders – Mädchen und Frauen mit Asperger“ geschrieben (hier bei Amazon erhältlich). „Autistische Mädchen sind in der Regel ruhiger und können ihr Verhalten besser kontrollieren. Bei ihnen stehen daher seltener die Aggression und das Stören des Unterrichts, sondern vielmehr passives Verhalten und Rückzug im Vordergrund“, sagt Preißmann. Dass die richtige Diagnose erst mit Ende 30 gestellt wird, sei bislang nicht ungewöhnlich.
Dies war ein kurzer Auszug aus dem Originalartikel. Den ganzen Text/Artikel finden Sie hier: